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MSP

MSP Abrechnung: Warum dein Modell Umsatz kostet

Simon Haenel
12 Min.
Dein MSP schreibt Rechnungen wie 1999? Hier erfährst du, warum dein Abrechnungsmodell der grösste Umsatzkiller ist - und wie du das änderst.

MSP Turnover & Abrechnung: Warum deine Rechnungen Umsatz vernichten

Letzte Woche analysierte ich die Abrechnungsdaten eines mittelständischen MSPs aus der Schweiz. 47 Kunden, solides Portfolio, gute Techniker. Trotzdem: Marge unter 15%, ständiger Cash-Flow-Stress.

Der Grund? Sein Abrechnungsmodell stammte aus der IT-Steinzeit.

60% seiner Einnahmen kamen aus Stundenabrechnungen. Jede Optimierung, jede Automatisierung, jedes effizientere Tool - kostete ihn direkt Umsatz. Je besser sein Team wurde, desto weniger konnte er abrechnen.

Das ist kein Business-Modell. Das ist ein Hamsterrad.

Transparenz-Hinweis: Alle Kennzahlen und Benchmarks in diesem Artikel basieren auf Projekterfahrungen und Marktanalysen aus dem DACH-Raum. Prüfe sie mit deinen eigenen Betriebsdaten.

Das MSP-Abrechnungsdilemma: Warum Stundenabrechnung dich umbringt

Die meisten MSPs starten mit Stundenabrechnung. Nachvollziehbar - es ist einfach, transparent, der Kunde versteht es.

Aber hier ist das Problem:

AbrechnungsmodellDu wirst belohnt für…Du wirst bestraft für…
StundenabrechnungLangsame Arbeit, ProblemeEffizienz, Automatisierung
Managed ServicesEffizienz, PräventionDauerbrenner-Tickets

Das Stundenmodell hat einen eingebauten Konflikt: Dein Kunde will weniger Tickets (= weniger Kosten), du brauchst mehr Tickets (= mehr Umsatz). Das zerstört Vertrauen.

Die versteckten Kosten der Stundenabrechnung

Was du bei Stundenabrechnung nicht siehst:

  1. Abrechnungs-Overhead: Jedes Ticket muss dokumentiert, genehmigt, fakturiert werden
  2. Dispute-Rate: Kunden hinterfragen Stunden (“War das wirklich nötig?”)
  3. Planungsunsicherheit: Dein Cashflow schwankt mit der Ticket-Menge
  4. Team-Demotivation: Techniker sollen langsam arbeiten?

Ein MSP, den ich beraten habe, hatte eine 15% Dispute-Rate auf Stundenrechnungen. 15% seiner Rechnungen wurden angefochten. Das ist nicht nur Umsatzverlust - das ist Beziehungs-Gift.

MSP Turnover-Rate: Die Kennzahl, die niemand trackt

Turnover im MSP-Kontext bedeutet zwei Dinge:

  1. Customer Turnover (Churn): Wie viele Kunden verlierst du pro Jahr?
  2. Revenue Turnover: Wie stabil ist dein Recurring Revenue?

Die meisten MSPs kennen ihre Churn-Rate nicht. Sie merken nur: “Irgendwie haben wir weniger Kunden als letztes Jahr.”

Benchmark: Was ist eine gesunde MSP-Turnover-Rate?

MetrikKritischAkzeptabelExzellent
Annual Customer Churn>15%8-15%<8%
Revenue Churn (Net)>10%3-10%Negativ (Expansion!)
Logo Churn (Anzahl Kunden)>20%10-20%<10%

Wichtig: Revenue Churn kann negativ sein - wenn deine bestehenden Kunden mehr ausgeben als du durch Abwanderung verlierst. Das ist das Ziel.

Warum dein Abrechnungsmodell die Turnover-Rate beeinflusst

Kunden kündigen aus drei Hauptgründen:

  1. Preis: “Zu teuer” (oft: “Unvorhersehbare Kosten”)
  2. Wert: “Wir sehen den Nutzen nicht” (oft: reaktives statt proaktives Modell)
  3. Beziehung: “Wir fühlen uns nicht betreut” (oft: nur Kontakt bei Problemen)

Managed Services lösen alle drei:

  • Fixer Preis = Planbare Kosten
  • Proaktive Wartung = Sichtbarer Wert
  • Regelmässige Reviews = Kontinuierliche Beziehung

Von Stundenabrechnung zu Managed Services: Der Übergang

Du kannst nicht über Nacht umstellen. Aber du kannst systematisch transformieren.

Phase 1: Hybrides Modell (Monate 1-6)

Biete beiden Optionen an:

  • Option A: Stundenabrechnung wie bisher
  • Option B: Managed-Service-Flat für Kernleistungen + Stunden für Extras

Die meisten Kunden wählen irgendwann Option B - wenn sie sehen, dass andere damit besser fahren.

Phase 2: Incentivierung (Monate 6-12)

Mache Managed Services attraktiver:

  • Priorisierte Reaktionszeit nur für Managed-Kunden
  • Quartals-Reviews (strategische Gespräche) nur für Managed-Kunden
  • Neue Features/Tools zuerst für Managed-Kunden

Phase 3: Sunset (Ab Monat 12)

Für Neukunden: Nur noch Managed Services. Bestandskunden haben Bestandsschutz, aber keine neuen Stundenverträge.

Revenue Leakage: Wo dein Geld verschwindet

Revenue Leakage = Umsatz, den du hättest haben können, aber nicht bekommst.

Im MSP-Kontext passiert das an drei Stellen:

1. Unbilled Work (30-40% bei vielen MSPs!)

Techniker arbeiten, dokumentieren aber nicht alles. Gründe:

  • “War nur 5 Minuten, lohnt sich nicht”
  • “Der Kunde ist ein guter Freund”
  • “Ich hab vergessen, das Ticket zu öffnen”

Lösung: Automatic Time Tracking im RMM/PSA. Jede Remote-Session = automatisch ein Ticket.

2. Scope Creep ohne Nachberechnung

Der Klassiker: “Kannst du schnell noch…”

Diese “schnell noch”-Anfragen fressen 15-20% deiner Kapazität - unbezahlt.

Lösung: Klare Scope-Definition im Managed-Vertrag. Alles ausserhalb = Change Request = separat bepreist.

3. Unter-Pricing bei Vertragsabschluss

MSPs unterschätzen systematisch den Aufwand. Sie kalkulieren mit dem Best-Case-Szenario.

Lösung: Kalkulation mit 30% Puffer. Lieber profitabel als pleite.

Das optimale MSP-Abrechnungsmodell

Nach Hunderten von Gesprächen mit MSPs im DACH-Raum sehe ich ein klares Muster bei den Profitablen:

Tier-basiertes Managed Services Modell

TierEnthältPreis/Endpunkt/Monat
EssentialMonitoring, Patch Management, Basis-SupportCHF 15-25
BusinessEssential + Backup, Security Basics, Priority SupportCHF 35-50
EnterpriseBusiness + SOC, Compliance-Reporting, vCIO-GesprächeCHF 70-100+

Wichtig: Die Preise sind Richtwerte. Deine Region, deine Spezialisierung und dein Kundenprofil bestimmen den Sweet Spot.

Was nicht im Managed-Preis enthalten sein sollte

  • Projekte: Migrationen, Rollouts, neue Standorte
  • Hardware: Immer separat
  • Sonderanforderungen: Ausserhalb Geschäftszeiten, Vor-Ort bei Remote-Vertrag

Diese Extras sind deine Margin-Booster. Managed Services decken die Basis-Kosten, Projekte bringen die Marge.

KPIs für deine Abrechnungs-Gesundheit

Diese Kennzahlen solltest du monatlich tracken:

KPIFormelZielwert
MRR (Monthly Recurring Revenue)Summe aller Managed-VerträgeSteigend
Revenue per EndpointGesamtumsatz / Anzahl verwaltete Endpoints>CHF 50
Effective Hourly RateGesamtumsatz / Geleistete Stunden>CHF 150
Recurring Revenue RatioMRR / Gesamtumsatz>70%
Billing Realization RateFakturierte Stunden / Geleistete Stunden>85%

Wenn deine Billing Realization Rate unter 85% liegt, verschenkst du Geld. Finde heraus, warum.

Dein nächster Schritt

  1. Diese Woche: Berechne deine aktuelle Recurring Revenue Ratio
  2. Diesen Monat: Analysiere deine Top-10-Kunden nach Profitabilität pro Stunde
  3. Dieses Quartal: Entwickle ein Managed-Services-Angebot für deine unprofitabelsten Stundenkunden

Der Wechsel von Stundenabrechnung zu Managed Services ist kein Projekt - es ist eine Transformation. Aber jeder profitable MSP, den ich kenne, hat diesen Weg gegangen.

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