MSP Abrechnung: Warum dein Modell Umsatz kostet
MSP Turnover & Abrechnung: Warum deine Rechnungen Umsatz vernichten
Letzte Woche analysierte ich die Abrechnungsdaten eines mittelständischen MSPs aus der Schweiz. 47 Kunden, solides Portfolio, gute Techniker. Trotzdem: Marge unter 15%, ständiger Cash-Flow-Stress.
Der Grund? Sein Abrechnungsmodell stammte aus der IT-Steinzeit.
60% seiner Einnahmen kamen aus Stundenabrechnungen. Jede Optimierung, jede Automatisierung, jedes effizientere Tool - kostete ihn direkt Umsatz. Je besser sein Team wurde, desto weniger konnte er abrechnen.
Das ist kein Business-Modell. Das ist ein Hamsterrad.
Transparenz-Hinweis: Alle Kennzahlen und Benchmarks in diesem Artikel basieren auf Projekterfahrungen und Marktanalysen aus dem DACH-Raum. Prüfe sie mit deinen eigenen Betriebsdaten.
Das MSP-Abrechnungsdilemma: Warum Stundenabrechnung dich umbringt
Die meisten MSPs starten mit Stundenabrechnung. Nachvollziehbar - es ist einfach, transparent, der Kunde versteht es.
Aber hier ist das Problem:
| Abrechnungsmodell | Du wirst belohnt für… | Du wirst bestraft für… |
|---|---|---|
| Stundenabrechnung | Langsame Arbeit, Probleme | Effizienz, Automatisierung |
| Managed Services | Effizienz, Prävention | Dauerbrenner-Tickets |
Das Stundenmodell hat einen eingebauten Konflikt: Dein Kunde will weniger Tickets (= weniger Kosten), du brauchst mehr Tickets (= mehr Umsatz). Das zerstört Vertrauen.
Die versteckten Kosten der Stundenabrechnung
Was du bei Stundenabrechnung nicht siehst:
- Abrechnungs-Overhead: Jedes Ticket muss dokumentiert, genehmigt, fakturiert werden
- Dispute-Rate: Kunden hinterfragen Stunden (“War das wirklich nötig?”)
- Planungsunsicherheit: Dein Cashflow schwankt mit der Ticket-Menge
- Team-Demotivation: Techniker sollen langsam arbeiten?
Ein MSP, den ich beraten habe, hatte eine 15% Dispute-Rate auf Stundenrechnungen. 15% seiner Rechnungen wurden angefochten. Das ist nicht nur Umsatzverlust - das ist Beziehungs-Gift.
MSP Turnover-Rate: Die Kennzahl, die niemand trackt
Turnover im MSP-Kontext bedeutet zwei Dinge:
- Customer Turnover (Churn): Wie viele Kunden verlierst du pro Jahr?
- Revenue Turnover: Wie stabil ist dein Recurring Revenue?
Die meisten MSPs kennen ihre Churn-Rate nicht. Sie merken nur: “Irgendwie haben wir weniger Kunden als letztes Jahr.”
Benchmark: Was ist eine gesunde MSP-Turnover-Rate?
| Metrik | Kritisch | Akzeptabel | Exzellent |
|---|---|---|---|
| Annual Customer Churn | >15% | 8-15% | <8% |
| Revenue Churn (Net) | >10% | 3-10% | Negativ (Expansion!) |
| Logo Churn (Anzahl Kunden) | >20% | 10-20% | <10% |
Wichtig: Revenue Churn kann negativ sein - wenn deine bestehenden Kunden mehr ausgeben als du durch Abwanderung verlierst. Das ist das Ziel.
Warum dein Abrechnungsmodell die Turnover-Rate beeinflusst
Kunden kündigen aus drei Hauptgründen:
- Preis: “Zu teuer” (oft: “Unvorhersehbare Kosten”)
- Wert: “Wir sehen den Nutzen nicht” (oft: reaktives statt proaktives Modell)
- Beziehung: “Wir fühlen uns nicht betreut” (oft: nur Kontakt bei Problemen)
Managed Services lösen alle drei:
- Fixer Preis = Planbare Kosten
- Proaktive Wartung = Sichtbarer Wert
- Regelmässige Reviews = Kontinuierliche Beziehung
Von Stundenabrechnung zu Managed Services: Der Übergang
Du kannst nicht über Nacht umstellen. Aber du kannst systematisch transformieren.
Phase 1: Hybrides Modell (Monate 1-6)
Biete beiden Optionen an:
- Option A: Stundenabrechnung wie bisher
- Option B: Managed-Service-Flat für Kernleistungen + Stunden für Extras
Die meisten Kunden wählen irgendwann Option B - wenn sie sehen, dass andere damit besser fahren.
Phase 2: Incentivierung (Monate 6-12)
Mache Managed Services attraktiver:
- Priorisierte Reaktionszeit nur für Managed-Kunden
- Quartals-Reviews (strategische Gespräche) nur für Managed-Kunden
- Neue Features/Tools zuerst für Managed-Kunden
Phase 3: Sunset (Ab Monat 12)
Für Neukunden: Nur noch Managed Services. Bestandskunden haben Bestandsschutz, aber keine neuen Stundenverträge.
Revenue Leakage: Wo dein Geld verschwindet
Revenue Leakage = Umsatz, den du hättest haben können, aber nicht bekommst.
Im MSP-Kontext passiert das an drei Stellen:
1. Unbilled Work (30-40% bei vielen MSPs!)
Techniker arbeiten, dokumentieren aber nicht alles. Gründe:
- “War nur 5 Minuten, lohnt sich nicht”
- “Der Kunde ist ein guter Freund”
- “Ich hab vergessen, das Ticket zu öffnen”
Lösung: Automatic Time Tracking im RMM/PSA. Jede Remote-Session = automatisch ein Ticket.
2. Scope Creep ohne Nachberechnung
Der Klassiker: “Kannst du schnell noch…”
Diese “schnell noch”-Anfragen fressen 15-20% deiner Kapazität - unbezahlt.
Lösung: Klare Scope-Definition im Managed-Vertrag. Alles ausserhalb = Change Request = separat bepreist.
3. Unter-Pricing bei Vertragsabschluss
MSPs unterschätzen systematisch den Aufwand. Sie kalkulieren mit dem Best-Case-Szenario.
Lösung: Kalkulation mit 30% Puffer. Lieber profitabel als pleite.
Das optimale MSP-Abrechnungsmodell
Nach Hunderten von Gesprächen mit MSPs im DACH-Raum sehe ich ein klares Muster bei den Profitablen:
Tier-basiertes Managed Services Modell
| Tier | Enthält | Preis/Endpunkt/Monat |
|---|---|---|
| Essential | Monitoring, Patch Management, Basis-Support | CHF 15-25 |
| Business | Essential + Backup, Security Basics, Priority Support | CHF 35-50 |
| Enterprise | Business + SOC, Compliance-Reporting, vCIO-Gespräche | CHF 70-100+ |
Wichtig: Die Preise sind Richtwerte. Deine Region, deine Spezialisierung und dein Kundenprofil bestimmen den Sweet Spot.
Was nicht im Managed-Preis enthalten sein sollte
- Projekte: Migrationen, Rollouts, neue Standorte
- Hardware: Immer separat
- Sonderanforderungen: Ausserhalb Geschäftszeiten, Vor-Ort bei Remote-Vertrag
Diese Extras sind deine Margin-Booster. Managed Services decken die Basis-Kosten, Projekte bringen die Marge.
KPIs für deine Abrechnungs-Gesundheit
Diese Kennzahlen solltest du monatlich tracken:
| KPI | Formel | Zielwert |
|---|---|---|
| MRR (Monthly Recurring Revenue) | Summe aller Managed-Verträge | Steigend |
| Revenue per Endpoint | Gesamtumsatz / Anzahl verwaltete Endpoints | >CHF 50 |
| Effective Hourly Rate | Gesamtumsatz / Geleistete Stunden | >CHF 150 |
| Recurring Revenue Ratio | MRR / Gesamtumsatz | >70% |
| Billing Realization Rate | Fakturierte Stunden / Geleistete Stunden | >85% |
Wenn deine Billing Realization Rate unter 85% liegt, verschenkst du Geld. Finde heraus, warum.
Dein nächster Schritt
- Diese Woche: Berechne deine aktuelle Recurring Revenue Ratio
- Diesen Monat: Analysiere deine Top-10-Kunden nach Profitabilität pro Stunde
- Dieses Quartal: Entwickle ein Managed-Services-Angebot für deine unprofitabelsten Stundenkunden
Der Wechsel von Stundenabrechnung zu Managed Services ist kein Projekt - es ist eine Transformation. Aber jeder profitable MSP, den ich kenne, hat diesen Weg gegangen.
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